Ein Componere, so die lateinische Bezeichnung, ist jemand, der etwas „zusammensetzt“. Moderner ausgedrückt sei ein Komponist auch ein Interpret, bestimmter Notenwerte, also auch der Schöpfer eines Musikwerkes. Und wie ist das bei mir? Bin ich ein Interpret zusammengesetzter Notenwerte? Ich vergleiche einen Komponisten lieber mit einem Kunstmaler, der vor einer weißen Leinwand stehend, sein gefühltes Bild im Kopf auf diese übertragen will. Und wenn es ihm gelungen ist, teilt er seine Emotionen mit all denen, die das Bild danach betrachten wollen.

Bei mir reicht oftmals eine Sekunde einer bestimmten Gefühlswelt aus, um ein Bild in Musik verwandeln zu können. Diese auslösende Sekunde erscheint bei mir unangemeldet und überwiegend inmitten des Alltags. Dann „skizziere“ ich die Musik vor und arbeite anschließend Schritt für Schritt daran, bis sie fertig scheint. Oftmals gelingt es mir auch, innerhalb einer Stunde ein komplettes Lied zu schaffen. Dann wiederum, braucht eine Musikskizze auch mal ein komplettes „Vergessenwerden“, bis es unangemeldet wieder aufblitzt und dann erst vollendet wird. Egal wie ein Lied fertig geworden ist, wenn ich es höre oder auf der Bühne singe, sind alle Bilder und Emotionen wieder in mir lebendig. Es ist vielleicht auch vergleichbar mit einem Fotoalbum. Man schlägt es auf und taucht dann in die Erinnerung ein. Und das erlebnisreiche dabei ist, dass es viele vertiefende Erinnerungen freisetzen kann.


Bei dem Lied „Nur wir beide“  erinnere ich mich zum Beispiel daran, wie ich als Teenager am Lagerfeuer saß und balladesk singend, in viele Mädchenaugen schaute. Und circa fünfundzwanzig Jahre später, stand ich erstmals mit diesem Lied im Tonstudio und hatte mich sofort wieder daran erinnern können. Ebenso ist es bei dem Lied „Jetzt oder nie“.  In diesem geht es um eine besondere Freundschaft aus meiner Kindheit. Wir beide hatten als zehnjährige beschlossen, einmal die Welt erobern zu wollen. Im Gegensatz zu mir, hatte er bereits ein erkennbares Talent. Er war ein toller Zeichner und hatte bestimmt das Zeug zum ganz Großen. Die Schulzeit ging vorbei und wir hatten uns aus den Augen verloren. Viele Jahre danach begegneten wir uns zufällig wieder und ich erfuhr, dass er sein Talent „begraben“ hatte. Und wenn ich das Lied heute höre, denke ich immer daran, dass die Wünsche und Träume, im eigenen Leben, so oft in Gefahr geraten können.

 

Nicht alle meiner Kompositionen haben diesen Ursprung. Zum Beispiel wenn ich beauftragt werde, für Künstler/-innen, Wirtschaftsunternehmen oder auch Kommunen Musikwerke zu schaffen. Hierbei finde ich es immer wieder spannend, den Auftraggebenden auf eine musikalische Leinwand zu bringen oder auch Produkte und Dienstleistungen zu emotionalisieren.

 

Die Hymne „Macht die Anker fest“  ist ebenso ein Beispiel. Nachdem ich meine Umzugskisten in Rostock ausgepackt hatte, besuchte ich zum ersten Mal die Hanse Sail. Dieses maritime Großspektakel, das zugleich Bestandteil der internationalen Baltic Sail ist, war für mich überwältigend. Die Segelschiffe aus aller Herren Länder, die an der Kaimauer festgemacht hatten und die über eine Millionen Besucher dieses friedlichen Volksfestes, waren für mich ein bemerkenswertes Erlebnis. Dieses wiederum war die Idee zu einer Musikkomposition. So entstand mit der 16. Hanse Sail der erste offizielle Song „Macht die Anker fest“. Dieses Volksfest sollten Sie unbedingt erlebt haben und auch mit diesem Lied im Hintergrund.

 

So gesehen, bin ich vielleicht ein musikalischer Maler, der einfach nur „zusammensetzt“.

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